Die ersten Jahre der Professionalität

essi utriainen


Neues Glas New Glass

Art & Architecture

Nr. 4/2016

Text: Cornelia von Detten




Die ersten Jahre der Professionalität 31

Ausstellungskatalog

2012

Text: Anja Lückenkemper




Monopol

Magazin für Kunst und Leben

Nr. 2/2006

Text: Ralf Christofori



Die filigranen Glasarbeiten von Essi Utriainen verweisen in unterschiedlichen Ebenen auf Prozesshaftigkeit und Zeitlichkeit. Die Zeit stellt für die Finnin eine besonders wichtige Funktion dar, die nicht nur Bewegung und Veränderung in der Welt ermögliche, sondern auch deren Betrachtung erlaube und sie aus einer statischen und starren Struktur löse.


Utriainen fokussiert ihre Aufmerksamkeit auf die menschliche Perspektive, als wichtige Funktion für die Wahrnehmung von Zeit: „Sie bietet,“so die Künstlerin,“die Möglichkeit zu Rhythmus, wie auch zu Geschwindigkeit und lässt sowohl Flüchtigkeit, als auch die Unvolkommenheit der Zeit erfahrbar werden.“ Folgt man dieser Lesart, so erkennt man in ihren Arbeiten etwas sehr Menschliches und Persönliches. Ihr künstlerisches Schaffen der letzten Jahre behandelt dieses Thema in immer wieder neu angestellten Betrachtungen und Untersuchungen innerhalb des Mediums Video, wie auch in den Installationen und Objekten aus Glas. Die Künstlerin bringt die Zeit dabei auf unterschiedliche Weise in ihr Werk, so wird die Dauer des Arbeitsprozesses oft selbst zu einem Teil des Werks. Dies zeigt sich etwa bei den temporären Glasinstallationen Utriainens, die durch einen langwierigen und aufwendigen Arbeitsprozess entstehen. Es sind aus Glassplittern gestreute Bilder, Landschaften realer oder imaginierter Orte, die nach der Ausstellung zusammengekehrt werden. Eine Arbeitsweise, der Vergänglichkeit bereits innewohnt. Die Künstlerin überträgt das Konzept der Zeit aber auch in die Motive – etwa Schneeflocken – wie auch durch das zerbrechliche Material, dessen sie sich bedient. Ihre Arbeiten halten einen flüchtigen Moment fest und evozieren so Fragen nach Veränderung.


In der Galerie der Künstler zeigt die finnische Künstlerin die Arbeit „Von Gestern“ (2011), eine aus 31 einzelnen Objekten bestehende Installation, die das Resultat eines langen Herstellungsprozesses ist: Alle Objekte bestehen aus kleinen Glasstückchen, die von ihr per Hand in die Form einer vereinfachten Schneeflocke gebracht und in einem mehrstündigen Prozess verschmolzen wurden. Diese Arbeitsweise macht jedes Objekt zu einem Einzelstück. In der Installation werden die Objekte in einem bewussten Farbverlauf von dunkel nach hell positioniert. Der Schnee innerhalb der Ausstellung vollzieht sich in einem graduellen Farbwechsel und passt sich in der Anordnung an die spezifischen Merkmale des jeweiligen Ausstellungsraums an. Durch die Wiederholung der immer gleichen Form und die graduell wechselnde Farbigkeit, zeigt sich eine sehr langsame Veränderung. Die Künstlerin sieht hier die Parallelen zu dem langsamen Wechsel der Jahreszeiten, dem Schmelzen des Schnees oder auch dem allmählichen Verschwinden der menschlichen Trauer.


Anja Lückenkemper